Teil 3

Vor dem Palast ließ sie nach einer Eskorte schicken und ließ ihre Stute satteln. Während sie wartete tauschte der Arbeiter aus der Grube wieder auf. Er brachte eine Pergamentrole zu den Architekten. Vielleicht, dachte sie. Das wäre eine Möglichkeit.

Wenn sie ein Heer aufstellen wollten, dann brauchten sie auch einen Heerführer. Möglich, dass er ein geeigneter Kandidat dafür war. Doch zuerst musste sie sich zum Temple der Gharom begeben. Die Eskorte war bereit und sie machten sich auf den Weg.

Es dauerte etwa eine Stunde, bis sie den Tempel endlich sehen konnten. Sie war zuvor noch nie hier gewesen und war schon gespannt, was sie erwarten würde. Als sie die Tore erreicht hatten, hatte man ihr Kommen bereits zur Kenntnis genommen und war vorbereitet. Ein Vorsteher kam auf die Reiterschaft zu und wartete geduldig, bis alle abgestiegen waren.

Erst als Lysandra direkt vor ihm stand, erkannte er sie und verneigte sich rasch. „Welch ein ehrenvoller Besuch“, sagte er. „Ich bin Taki. Zu Euren Diensten, Hoheit.“ Er bedeutete ihr mit einer Geste, ihm zu folgen. Lysandras Männer blieben bei den Pferden.

Sie folgte Taki in einen großen Raum im Tempel. Hier drinnen war es überraschend kühl. Die Einrichtung war spartanisch. Lediglich ein Tisch und einige Kissen als Sitzgelegenheiten. Sie setzte sich auf ein großes rosafarbenes Kissen und Taki wählte eines ihr gegenüber.

„Was verschafft und die Ehe Eures Besuches?“, fragte er, während, wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, jemand herein kam und ihnen Wasser einschenkte. Lysandra erklärte Taki den Sachverhalt ihrer Lage. Daraufhin nickte er.

„Mit Ordelo ist nicht zu spaßen. Er besitzt wohl die meisten Truppen, von allen“, sagte er zustimmend. „Jedoch bin ich sicher, dass er keine Chance gegen uns hat.“ Nun wurde sie stutzig. „Wie darf ich das verstehen? Acharon hat seid Jahren keine Truppen.“

Taki schüttelte den Kopf. „Verzeiht mir, aber das ist so nicht richtig. Kommt. Ich möchte Euch etwas zeigen“, sagte er und stand auf. Interessiert folgte sie ihm durch eine zweite Tür. Es ging durch einen langen Korridor der einige male abbog. Sie hatte nie gewusst, dass der Komplex so groß war.

Dann schließlich erreichten sie eine Tür, die nach draußen führte. Taki blieb an einer Brüstung stehen und deutete nur hinab. Es bedurfte keiner Worte, denn das Bild, welches sich ihr bot sprach eigene Worte. Hunderte von schwarz-blau gekleideten Männern vollführten auf einem riesigen Platz die gleichen Bewegungen.

„Das müssen ja hunderte Männer sein“, meinte sie. „Siebenhundertdreizehn um genau zu sein“, antwortete Taki und ließ ein stolzes Lächeln aufblitzen. „Seit der Schlacht von damals haben wir nicht aufgehört Männer in unseren Kampftechniken auszubilden. Ich vage zu behaupten, dass ein Gharom auf zehn oder fünfzehn von Ordelos Kriegern kommt.“